Deutsche Herzstiftung informiert Suttner-Schüler über Folgen des Nikotinkonsums
Heller Rauch quillt in den gläsernen Ballon, bildet bizarre Verwirbelungen und strömt schließlich durch das Röhrchen in den größeren
Glasbehälter, wo er sich wie eine dichte Nebelbank absetzt. Nur wenige „Züge“ mit dem Gummiballon am durchsichtigen Modell des Lungenbläschens reichen aus, bis der Behälter
gefüllt ist mit dem gelblichen Qualm des am anderen Ende der Apparatur aufgesteckten Glimmstängels. Fasziniert und angewidert gleichermaßen verfolgen die Siebtklässler das
Experiment, mit dem ihnen Frau Angelika Ament, Referentin der Deutschen Herzstiftung und federführende Koordinatorin des Aufklärungsprojekts „Rauchzeichen“ der deutschen
Herzstiftung, den Weg des Zigarettenrauchs in die Lunge transparent macht. Und natürlich seine verheerende Wirkung: Der zuvor blütenweiße Wattebausch, vor dem Experiment in das
„Lungenbläschen“ gelegt, hat nach wenigen Zügen eine schmierig-gelbe Farbe angenommen und riecht, wie einer der Schüler angeekelt kommentiert, „zum Abgewöhnen“. Gar nicht erst
angewöhnen sollen sich die Mädchen und Jungen des Jahrgangs Sieben die Lust am Nikotin, dafür nimmt sich Angelika Ament von der Deutsche n Herzstiftung zwei Vormittage Zeit, um
alle Klassen des Jahrgangs umfassend und sachlich aufzuklären über Inhaltsstoffe, Suchtgefahr, Kosten und besonders natürlich die gesundheitlichen Gefahren, die mit dem Rauchen
einhergehen. „Ihr seid laut Statistik im Einstiegsalter“, so Frau Ament bei der Vorstellung von Inhalt und Ziel des Aufklärungsprojektes, „keiner soll später sagen, er habe das
nicht gewusst.“ In kurzen Filmdokumentationen wird den Jugendlichen an Beispielen von Betroffenen eindrucksvoll nahegebracht, welche Risiken der gewohnheitsmäßige Griff zur
Zigarette birgt: Abhängigkeit, Gefäß- und Kreislauferkrankungen, Lungenkrebs, Raucherbein. Unter Fachleuten geht man davon aus, dass viele Jugendliche in diesem Alter zwar bereits
den ein oder anderen neugierigen Vorstoß in die Welt des Nikotins gewagt, aber noch keine Raucherkarriere begonnen haben und für Aufklärung empfänglich sind. Deshalb mutet die
Dozentin den Mädchen und Jungen auch die abstoßende Wahrheit in Bildern und Zahlen zu, zeigt die rußgeschwärzte Raucherlunge und im animierten Film das sich verengende Blutgefäß.
„Jedes Jahr sterben in Deutschland 110.000 Menschen an den Folgen des Rauchens“, fasst Frau Ament die erschreckende Bilanz in einer nüchternen Zahl zusammen. Wie viele
unterschiedliche Giftstoffe der Zigarettenrauch wohl enthalte, will sie von den Jungen und Mädchen wissen. Die Schätzungen schwanken zwischen 30 und ein paar Hundert. Die
wirkliche Zahl löst Erstaunen aus: 4800 Schadstoffe, viele davon krebserregend, hat man inzwischen nachgewiesen. Neben Teer und Nikotin nennt sie wenig appetitliche Begriffe wie
Blausäure, Butan, Formaldehyd, Cadmium und Polonium. Was in Rattengift, Mottenpulver, Toilettenreiniger oder Atombomben seine tödliche Wirkung entfaltet, ist auch Bestandteil des
täglich vielfach genussvoll konsumierten Zigarettenrauchs. Und damit ist die Dozentin bereits beim nächsten Schwerpunkt ihres Seminars, dem Passivrauchen. Wie viel schädlicher der
nebenbei eingeatmete Qualm gegenüber dem direkt inhalierten aus dem glühenden Glimmstängel ist, erklärt die Fachreferentin auf einleuchtende Weise mit der niedrigeren Temperatur
der vor sich hin schwelenden Zigarette, bei der die Schadstoffe nicht verbrennen und bis zu hundertmal mehr gasförmige Giftstoffe in der Umgebung verbreitet werden. Schließlich
wird auch das in den letzten Jahren in Mode gekommene Rauchen von Shishas oder E-Shishas als vermeintlich gesündere Alternative entzaubert. Wegen der niedrigen Brenntemperatur ist
die Giftstoffkonzentration beim Shisha-Rauchen ungleich höher, und weil man kräftig ziehen muss, gelangt der Rauch auch noch bis ins letzte Lungenbläschen. Was die Aufnahme von
Gift in den Körper betrifft, so entspricht eine gemütliche Shisha-Runde zu viert für jeden einzelnen dem Konsum von rund 25 Zigaretten und führt damit auch ziemlich sicher in die
schnelle Nikotinabhängigkeit. Seit 2004 gibt es die von Professor Martin Kaltenbach, dem Ehrenvorsitzenden der Deutschen Herzstiftung, ins Leben gerufene Aktion „Rauchzeichen“ als
Präventionsprogramm an Schulen. Ziel des Aufklärungsprojekts ist es, vom ärztlichen Standpunkt aus die Folgen des Rauchens für jeden einzelnen sowie den Umgang mit sich und der
eigenen Gesundheit zu erörtern sowie das Selbstbewusstsein der Jugendlichen und ihre Verantwortung für das eigene Handeln zu entwickeln, damit sie sich gegen das Rauchen
entscheiden können. Die Siebtklässler der Bertha-von-Suttner-Schule gaben eine positive Rückmeldung der Veranstaltung. Anschaulich, überzeugend und kein bisschen langweilig fanden
sie die Präsentation, besonders natürlich das Rauchexperiment mit dem gläsernen Lungenbläschen. „Gar nicht erst anfangen“, das ist die einhellige Meinung, der sich auch die
Wankelmütigen unter den Mädchen und Jungen anschlossen, nachdem sie zum Abschluss des Vortrags noch einmal eine Prise vom nikotinverseuchten Wattebausch schnuppern
durften.
S. Falk, 16.11.20