Wir trauern um unseren ehemaligen langjährigen Leiter Winfried Röhling

Fast drei Jahrzehnte lang prägte und beeinflusste Winfried Röhling die schulische Entwicklung der Nidderauer Gesamtschule, deren Namensgebung zur Bertha-von-Suttner-Schule ihm ein Herzensanliegen war, jetzt ist der langjährige ehemalige Direktor im Alter von 86 Jahren verstorben. Mit Elan, Empathie und Leidenschaft, dazu einer ausgeprägten Begeisterung für Musik und Kunst feilte er am pädagogischen Profil „seiner“ Schule, von dem die „Bertha“ noch heute profitiert. Frühere Kolleginnen und Kollegen erinnern sich an den stets korrekten Vorge-setzten, der sein respektables Auftreten mit ausgeprägter pädagogischer Experimentierfreu-de verband und Spielräume für neue Ideen ermöglichte. So fiel z. B. die Einrichtung der ersten Bläserklasse in die Amtszeit von Winfried Röhling. Überhaupt die Musik: Wo es möglich war, förderte er das schulische Musizieren, besuchte die Orchesterkinder während ihrer Musik-freizeiten und motivierte nicht wenige Mitglieder des Kollegiums zum Mitsingen im Lehrerchor, in dem er selbstverständlich bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 selbst aktiv war. Im Fokus des Gesamtschulpädagogen aus Überzeugung standen immer die Schülerinnen und Schüler und nicht die Institution. Die Ganztagsschule, dazu ein Neubau mit Mensa und am liebsten ein „Musentempel“ zur Förderung der kreativen Potenziale waren seine Wünsche, Visionen und schulpolitischen Forderungen bereits vor über zwanzig Jahren.
Um diese und weitere Ideen, wie eine bessere Ausstattung, die Förderung von Chancengleichheit, die Unterstützung von schulischen Projekten etc. forcieren zu können, gründete Röhling gemeinsam mit Gleichgesinnten aus der Lehrer- und Elternschaft den schulischen Förderverein, der bis heute für die Schulgemeinde unverzichtbar ist.
Seiner Zeit voraus war Winfried Röhling auch mit der Realisierung des Kinderhorts innerhalb der Schule, in dem die jungen Kolleginnen ihre Kleinkinder während der Unterrichts- und Konferenzzeiten beaufsichtigen lassen konnten. Bis zu acht Kinder vom Krabbel- bis zum Schulkindalter tummelten sich zeitweise in den eigens dafür ausgestatteten Räumlichkeiten, während ihre Mütter Mathe, Musik oder Sport unterrichteten. Auch wenn die dahinter stehende Idee, die jungen Lehrerinnen auf diese Weise an der Schule zu halten und den Unterrichtsausfall abzufedern, vermutlich nicht ganz uneigennützig war, wurde das kollegiale Miteinander und die Identifikation mit der Schule bei allen Beteiligten gefestigt. So gefestigt, dass Röhling „seiner Schule“ bis zuletzt eng verbunden war und z.B. Konzerte und Veranstaltungen besucht und sich mit der Gruppe der pensionierten Kolleginnen und Kollegen regelmäßig getroffen hat.
Eine besondere Herzensangelegenheit Röhlings war die Schulpartnerschaft mit dem im französischen Vogesenstädtchen Fraize gelegenen Collège de la Haute-Meurthe. Über viele Jahre lang nahm er aktiv an den regelmäßigen Austauschen teil, so dass sich aus den schuli-schen Begegnungen schließlich echte Freundschaften über die Landesgrenze hinweg entwickelten. Auch in Fraize hat die Nachricht vom Tod Winfried Röhlings Bestürzung ausgelöst. Deutschlehrer des Collège Michel Barthelemy bezeichnet den Verstorbenen als „Freund, der so vielen Leuten die Möglichkeit gegeben hat, gemeinsam außergewöhnliche Momente zu erleben.“ Als „…ein Künstler, ein Mann des Herzens, eine singende Stimme“ beschreibt ihn der französische Musikkollege und Motor der Schulpartnerschaft Francois Lavergne in seinem Kondolenzbrief. Auch wenn die singende Stimme nun verstummt ist, bleibt die Erinnerung an einen klugen, warmherzigen und humorvollen Menschen, der mit Weitsicht und pädagogischem Geschick die Bertha-von-Suttner-Schule über viele Jahre geleitet hat und zahlreichen Menschen ein Vorbild war.

S. Falk, 24. August 2024