Pubertät ist die Zeit, in der Eltern peinlich werden

Comedian Matthias Jung begeisterte rund 180 Besucher in der Bertha-von-Suttner-Schule


Mit einer fein abgestimmten Mischung aus wortwitziger Comedy, pädagogischer Analyse und biologischen Hintergrundinformationen holte Matthias Jung, Diplom-Pädagoge, Vater, Komiker und Autor, die leiderfahrenen Teenager-Eltern genau dort ab, wo sie nach ihrer letzten Auseinandersetzung mit dem Nachwuchs ratlos bis verzweifelt zurückgeblieben waren. Gleichermaßen humor- wie liebevoll leuchtete er die Konfrontationslinien aus, die sich zwischen Heranwachsenden und ihren Eltern ergeben, wenn der hormonelle Vulkan im pubertierenden Körper so richtig am Kochen ist. Für die Eltern im Publikum reihte sich ein Aha-Erlebnis an das andere und am Ende die tröstliche Erkenntnis: Wir sind nicht allein, in anderen Familien spielen sich exakt dieselben Dramen ab um Körperpflege, Essgewohnheiten, Hilfe im Haushalt, Vergesslichkeit, Kleidungsvorlieben und natürlich das Chaos im Kinderzimmer, wo der Jugendliche seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, dem Chillen. Und wer sich bislang gefragt hatte, wie der Nachwuchs so ausdauernd mit Nichtstun im zugemüllten Kinderzimmer verbringen kann, bekam an diesem Abend die plausible Antwort: Er reift – was auch den Geruch im Zimmer erkläre. Abnabeln, diskutieren, rebellieren – wenn die Symptome des notwendigen Selbstfindungsprozesses die elterliche Geduld strapazieren, ist ruhig bleiben eine Kunst. Zumutungen und Beleidigungen dennoch mit Humor abzufangen, rät Mattias Jung, denn: „Wenn sie uns beleidigen, brauchen sie unsere Hilfe“, warb er um Verständnis für motzige und renitente Teenager. „Sie haben nichts gegen uns, sondern sie werden unter erschwerten hormonellen Bedingungen erwachsen.“ Leider komme bei den radikalen biochemischen Umbauprozessen des Gehirns der vernünftige Teil zum Schluss, so die wissenschaftliche Erklärung für die erstaunlichen und mitunter bestürzenden Wesensveränderungen, für die es immerhin einen Trost gebe: Das „Best off“ bleibe. Bis es soweit ist, sei es Aufgabe der Eltern, im Gespräch zu bleiben, die Kinder ernst zu nehmen, an die eigene Pubertät zu denken und Vertrauen zu haben. Denn: Es gibt einen Verbündeten in diesem schwierigen Prozess: „Die Zeit ist auf unserer Seite“, ermutigte Matthias Jung zum Abschluss des Vortrags seine Zuhörerschaft. Organisiert und finanziert wurde die Veranstaltung gemeinsam vom Förderverein und dem Schulelternbeirat mit dem Ziel, die Schulgemeinschaft zu stärken und innerhalb der Elternschaft nicht nur finanzielles Potenzial, sondern auch die möglicherweise noch schlummernde Bereitschaft für mehr ehrenamtliches Engagement in einem der schulischen Gremien zu aktivieren. Dass davon innerhalb der Bertha schon ganz viel vorhanden ist, bewies das bunte Drumherum, mit dem schuleigene Kräfte aus den Jahrgängen acht bis zehn die Veranstaltung zu einem gelungenen Gesamtpaket machten. Das Technik-Team von Jan Härterich sorgte für die professionelle Bühnenausleuchtung und eine störungsfrei abgestimmte Tonmischung, während die Achtklässler vom WPU „Schülercafè“ unter der Leitung von Sofia Santiago vor dem Auftritt und in der Pause die Wartezeit mit einem Angebot aus süßen Überraschungstüten und Knabbereien verkürzten.

S. Falk, 28.09.24